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Die Fotokünstlerin Antje Kröger lebt und arbeitet in Berlin und Leipzig als freie Fotografin. Bekannt wurde sie vor allem durch ihre Musiker-Porträts. Doch wie auf ihrer Homepage zu sehen ist, hat sie auch beeindruckende Mode-, Akt-, Werbe-, und Kunstfotos in ihrem Portfolio. Wer sich nun über die erfolgreiche Fotografin informieren will, stößt schnell auf die Aussage, dass der Mensch bzw. die Kommunikation mit dem Menschen, der vor ihrer Linse steht, den Mittelpunkt ihres Schaffens bestimmt – Aber wir wollen der Künstlerin, die auch Fotokurse gibt und mit WEISSES SCHWARZ eine eigene Fotoagentur gegründet hat, nicht vorgreifen – denn freundlicherweise hat sie uns einem Interview über ihre fotografisches Werk und ihr Schaffen ausführlich Auskunft gegeben und so kann sie alle Fragen am besten selbst beantworten:
Die Portraitfotografie ist ein Medium für einen leichteren Zugang zu fremden Menschen. Würden Sie dem zustimmen?
Menschen und der Zugang zu ihnen sind sehr individuell, deshalb kann ich so einer allgemeinen Aussage weder zustimmen noch sie verneinen. Ich brauchte das Medium „Fotografie“ nie, um mir Menschen freund oder feind zu machen. Ich wusste bereits recht früh in meinem Leben, dass ich Menschen „einfangen“ kann, wenn ich mir meiner eignen Stärke bewusst bin und sie lebe. Die Kamera war und ist in meinem Fall also nie ein Schutzschild oder Türöffner, sondern das Medium, um mich auszudrücken und mitzuteilen.
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In Ihren Bildern sind vornehmlich Menschen zu sehen. Welchen Stellenwert haben menschliche Gesichter in Ihrer Arbeit und was macht für Sie der Reiz von Portraitfotografie aus?
Was mich treibt, ist das Wissen um die Endlichkeit von Allem. Absichten, Motivationen, Zusammenhänge, Leidensfähigkeit, Ängste, Utopien, Instinkte, Abgründe von Menschen zu „sehen“ hat mich immer schon fasziniert. Irgendwann kam dann wie automatisch der Schritt dazu, die „erkannten Momente“ einzufrieren, ob auf digitalem Speicher oder analogen Film spielte dabei keine so große Rolle, der technische Aspekt meiner Fotografie war der Bildaussage immer schon untergeordnet. In meiner Arbeit geht es nicht um klassische Porträtfotografie oder Beurteilung und Einordnung von Gesichtern, Körpern, „Schönheit“, sondern vielmehr um Gesten, Haltungen, (Selbst)Erkenntnis, Spiegelung und das Erzählen von meinen Geschichten. Mein fotografisches Gegenüber funktioniert manchmal also einfach als Projektionsfläche. Das ist der Reiz; meine Gedanken, Konzepte, Visionen über andere menschliche Hüllen zu transportieren. In anderen Fällen verschmelzen einfach die Idee vor und hinter der Kamera. Welche Menschen interessieren mich dabei besonders? Die, die nicht in diese Zeit zu passen scheinen und gerne die, die sich in Randgebieten herumtreiben.
Sie sagen, dass während der Arbeit Ihr Fokus in der Kommunikation mit Ihrem Gegenüber sowie dem Schaffen intimer Momenten liegt. Wie entstehen Ideen und woher bekommen Sie Ihre Inspiration?
So banal es auch klingen mag, mich inspiriert das Leben: die Menschen, die ich treffe, liebe, hasse; die Musik, die ich höre; die Filme, die ich schaue; die Bücher, die ich lese; die Gespräche, die flüchtigen Begegnungen, die Blicke, das Nicht-Gesagte, der Verlust, der Schmerz, die Traurigkeit, das Glück, der Alltag, Kinder, fremde Orte und Kulturen, Gerüche, Töne… Und Intimität erschafft man durch Vertrauen. Ich versuche, so offen wie möglich und so ehrlich wie möglich zu sein, das spürt mein Gegenüber.
Gibt es spezielle Fotografen, die Sie inspiriert haben, bzw. anhaltend inspirieren?
Anfangs habe ich mich gar nicht mit anderen Fotografen beschäftigt. Ich wollte mein Ding machen. Seitdem ich aber Workshops gebe und die Idee eines eigenen Buches im Raume steht, beschäftige ich mich sehr mit der Geschichte der Fotografie und dem theoretisch philosophischen Ansatz dahinter. Ich mag Susan Sontags fotografische Gedankenwelt, ich liebe die verstörten Bilderwelten von Roger Ballen, Anton Corbijns Porträts sind für mich die intensivsten, dich ich je sah und die Ästhetik mancher DDR-Fotografen berührt mein Herz bis heute.
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Wie bereiten Sie sich auf ein neues Foto vor? Sind Sie der Planer oder eher der intuitive Typ?
Es gibt die Bilder im Kopf, die bereits recht klar „aussehen“, die muss ich dann nur noch auf die Reise schicken. Und dann gibt es die Überraschungsbilder, die während eines Prozesses entstehen, mit ihnen rechnet man nicht.
Wie stehen Sie zum Thema Selbstportrait?
Jedes meiner Fotos ist ein Selbstporträt.
Gibt es ein Motiv, bzw. einen Menschen, den Sie unbedingt einmal fotografieren möchten?
Ich arbeite gerne mit anderen Künstlern zusammen. Meinetwegen könnten sich Arbeiten in diese Richtung noch intensivieren. Ein anderer Traum ist, Musik zu bebildern, keine CD-Fotografie oder Bandporträts, sondern in Form von Musikvideos. Musik und Fotografie gekoppelt halte ich für eine sehr starke „Kunstform“.
Gibt es mal abgesehen von Kamera und Film etwas Essentielles, ohne das Sie nicht arbeiten könnten?
Ohne „Zeit“ kann ich nicht arbeiten. Es klingt einfach, aber das ist es nicht. Denn den „richtigen Moment“ kann man nicht erzwingen und schon gar nicht versuchen, früher herauszulocken. Ich glaube, Zeit ist essentiell in der Fotografie, in keiner anderen Kunstform hat der „richtige Moment“ solch einen Stellenwert und das beißt sich natürlich mit dem wirtschaftlichen Grundsatz: „Zeit ist Geld“.
Sie arbeiten einerseits für Werbekunden und andererseits für Privatkunden, denen Sie Porträts anbieten? Wie kam es zu dieser zweigleisigen Ausrichtung?
Mit meinen Auftragsarbeiten finanziere ich mir meine freien Projekte. Dabei mache ich keinen Unterschied zwischen privaten Kunden und Werbekunden. Ich entscheide immer, ob ich die Fotos machen will und höre ganz klar auf meine Gefühle, die ich für ein Projekt oder Menschen habe. Fotografieren ist Kommunikation, wenn diese gestört ist, kann kein „Produkt“ entstehen.
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Was muss ein Fotograf Ihrer Meinung nach heute mitbringen, um Erfolg zu haben?
Ich sehe mich selbst nicht nur als Fotografin, sondern als Fotokünstlerin. Für mich ist schneller Erfolg nicht erstrebenswert. Ich bin fleißig und reflektiert und arbeite immer wieder an mir. Nachhaltiges Arbeiten, ein kontinuierlich starkes Werk, ein roter Faden, „neue Wege erkunden“ sind mir wichtig. Ich mag keinem Zeitgeist zum Opfer fallen, auch wenn das schnelle Geld lockt. Wenn man ehrlich für etwas „brennt“, wird man auf seine Art und Weise immer erfolgreich sein.
Sie selbst sind über einen kleinen „Umweg“ zur Fotografie gekommen. Ein Vorteil?
Um zu erkennen, was ich wirklich will, brauche ich die Abstecher nach links und rechts. Lange habe ich mich mit Worten beschäftigt, um dann festzustellen, dass sie mir schwierig aus den Fingern gleiten. Wort und Bild sind oft so nah beieinander und doch so verschieden. Wichtig war die Erkenntnis, für das „Bild“ zu brennen. Und: die Umwege des Lebens sind vielleicht die wichtigsten Lektionen, die wir zu lernen haben.
Sind fotografische Generalisten heute überhaupt noch gefragt oder gehört die Zukunft denen, die sich spezialisieren?
Ich weiß nur, wie ich funktioniere. Ich bin eine Menschenfotografin, ob der Mensch gerade (zugespitzt gesagt) geboren wird, heiratet, ein Kleid vorführt, Musik macht oder stirbt, ich kann alle diese Momente fotografisch festhalten.
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Welche Arbeiten und Aufträge mögen Sie so gar nicht?
Zu starre Konzepte finde ich schwierig, denn oftmals können andere Menschen mir ihr Foto im Kopf nicht vermitteln, wobei wir wieder bei Kommunikationsproblemen wären.
Mit Hans Praefke geben Sie im Berliner Kino Moviemento jeden Monat Fotoworkshops, welche Grundvoraussetzungen sollten Interessenten bereits mit sich bringen.
In unseren Fotoworkshops geht es, bezogen auf stets unterschiedliche Themen, vor allem um das SEHEN selbst. Doch wirklich Sehen zu lernen, ist gar nicht so einfach. Dabei wollen wir unterstützend zur Seite stehen, uns geht es vor allem um den kreativen und künstlerisch angestoßenen Einsatz des Mediums selbst. Deshalb ist es nicht von Belang, welche Kameraausrüstung ein Teilnehmer mitbringt (analog oder digital), wichtig ist nur, dass der Umgang mit dem eignen Apparat klappt, um sich auf den kreativen Prozess mit uns voll einlassen zu können.
Haben Sie bereits weitere Projekte geplant?
Natürlich. Im Kopf sind immer tausende Ideen und manche verfestigen sich recht schnell zu einem neuen Projekt. Ab 21. Februar 2013 werden im Pariser Goetheinstitut innerhalb einer Installation der Künstlerin Astrid Monet meine Fotos gezeigt. Dieses Projekt, dass sowohl in Paris und Berlin realisiert wurde, wird hoffentlich „weitergesponnen“, so dass wir weiterhin gemeinsam daran arbeiten werden. Außerdem gibt es schon seit einiger Zeit den Gedanken eines Buches mit meinen Fotos, aber auch Interviews, Textfragmenten, Zwiegesprächen, dass ich zusammen mit dem Regisseur und Autor Marc von Reth realisieren möchte. Das fotografische Projekt, an dem ich gerade arbeite, heißt „Asylum“. Ich beschäftige mich seit geraumer Zeit mit der Geschichte der Psychiatrie und den Umgang mit psychischen Krankheiten gestern und heute. Ich arbeite noch am Konzept, habe aber schon sehr fertige Gedanken im Kopf. Außerdem möchte ich ehrenamtlich für Kinder, die am Rande unserer Gesellschaft stehen, Fotoworkshops geben. Das Heranführen an Kunst und Kultur und überhaupt jegliche Form von Bildung halte ich für wichtig, auch in unserer Gesellschaft, wo es nicht mehr selbstverständlich ist, Zugang dazu zu bekommen.
Antje Kröger, wir danken Ihnen für das Interview!
Hier noch einmal die Links zu Antje Kröger´s Internetauftritten
Weitere Fotografien von Antje Kröger:
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